Baumkonzert im Sommer

Eine kleine Geschichte: „In Carols Garten“

Unser Naturgarten ist offen für so manches Event und somit auch für das Baumkonzert im Sommer. 


Im August 2020 ließ Nathalie von Osowski ihre Harfe erklingen und Sabine Mense erzählte so manch ihrer Short Storys. Sie besuchte uns ein paar Wochen vor dem Ereignis und fuhr mit vielen sinnlichen Inspirationen Heim.


Es kribbelte in ihren Schreiber-Fingern und entstanden ist die folgende Geschichte:

In Carols Garten

Sabine Mense

In Carols Garten scheint die Zeit still zu stehen. Du trittst ein und große Bäume empfangen dich. Die Trauerweide trägt so gar keine Trauer. Ihre ausladenden, überhängenden Äste wiegen sich fröhlich leise im Wind und es scheint, als wolle sie dich umarmen. 


Unter dem Baumhaus kann man es sich bunt gemütlich machen. Ein paar umherlaufende Hühnchen verlieren Federn. Die Bienen umschwärmen ein paar Sonnenblumen und Wespen laben sich an heruntergefallenen Birnen. Vögel zwitschern und sonst nichts. Alles ist so ruhig und ich wünschte, ich wäre mal ganz allein hier. Ich könnte auf einer Decke liegen und in den blauen Himmel träumen. Oder in der Baumschaukel meinen Gedanken nachhängen. 


Alles ist so unverstellt, so ehrlich. Nur hier und da stützt ein Zäunchen. Nur hier und da wird etwas sanft korrigiert, aber es sonst so gelassen, wie es ist. In der Ecke hinter dem Kaninchenstall  ein alter Holzstuhl, morsch, mit zerborstenen Latten. Aber er gehört hierher und nichts anderes hätte ich erwartet.  Er passt gut dahin und irgendwann werden sich  vielleicht Legenden und Efeu um ihn ranken. Wie es sein mag, ein Sonnenaufgang durch all diese natürliche Schönheit? 


Ich entdecke einen  umgestürzten Baum, seine Wurzeln ragen in einem Erdballen in die Luft. Er trägt trotzdem Früchte und Carol sagt, auf dem Stamm balancieren die Kinder. Die Zwetschgen schmecken köstlich. 
Ich erinnere mich an Feriensommer. Barfuß aus der Schaukel springen. An Morgentau und dem Geruch von frischem Heu. Ich höre den Hahn krähen und das Quietschen der rostigen Gartenpforte. An Weckgläser voll schwarz-gelber Kartoffelkäfer die wir sammelten und dem Knacken der frischen Erbsenschoten. Barfuß mit Wasser und Erde manschen und auch das ist  in Carols Garten möglich. 


Ich mag es , wenn es keine richtigen Wege gibt. Kein Kies, keine Steinplatten. Einfach nur Erde, Wiese, Gras. In Carols Garten ist das so.  Aber am schönsten ist dieser Platz in der Mitte. Die Bäume ringsum, uralt und schön. Und ganz egal wohin ich mich stelle, der Charme dieses Ortes stellt sich sofort ein. Friedlich ist es und still.


Nur etwas fehlt. Ich weiß nicht was, aber nach einer Weile komme ich drauf:

eine schlafende rote Katze im Schatten.